Wenn 2 Profis wie Markus und Achim im Land sind, dann lassen schwierige Aufgaben nicht lange auf sich warten. Gestern ging es darum, die Ocean Diva II, ein 74-Fuß Katamaran, von ihrem bisherigen Heimathafen El Gouna ins 120 Seemeilen südlich gelegene Port Ghalib (Marsa Alam) zu überführen. Dort soll sie zukünftig als Hauptattraktion Touristen bei Tagesausfahrten beglücken.
Aufgrund der Revolution und des Einbruchs im Tourismus lag OD II (wie Freunde sie nennen) einige Zeit alleine im Hafen und daher war diese Überfahrt auch eine Erprobungsfahrt. Mit 30 Knoten Wind von hinten und einer Ankunft bei Nacht in einem uns unbekannten Hafen, hatten wir die idealen Voraussetzungen für einen spannenden Törn.
Ein weiteres Ziel war, Achims aus einer Geschäftsaufgabe erstandene Hochseeangelausrüstung einer gründlichen Erprobung zu unterziehen. Letzteres ist uns gelungen: ein Thunfisch mit ca. 10kg nach nicht einmal 15 Minuten, zwei Megabrummer, die uns erst die Angel verbogen haben und dann (mit Kieferschmerzen) abgetaucht sind und schließlich noch eine 20kg Dorade, ein absolutes Prachtexemplar. Beide wurden sogleich von unserem Fachmann Khalded filetiert und zum traditionellen Begrüßungsgeschenk für die Hafenmitarbeiter. Betriebswirt Achim hat anhand des Marktpreises der Fische sogleich den return on investment seiner Angeln ermittelt (noch 4 Fische). Wir arbeiten momentan am Business Case als Fischer in Ägypten.
Der Törn war nichts für Warmduscher, weswegen Markus auch nur halb begeistert ist. Interessant machten ihn ein paar eingestreute Erschwernisse:
- Die Crew war nicht das was man Vollprofis nennen würde (weitergehende Ausführungen nur im persönlichen Gespräch)
- Seekarten und vor allem Karten für die Hafeneinfahrt bei Nacht wurden als nicht notwendig erachtet
- Das Hauptsegel konnte aufgrund falsch angebrachter Reffseile nicht aufgezogen werden; dies bei 30 Knoten und 3,5m-Wellen zu korrigieren erschien etwas riskant
- Der Steuerbord-Motor fiel wegen eines Problems mit der Lagerung der Schiffsschraube aus (nicht das erste Mal, hier hat Volvo gepfuscht)
- Die Weiterfahrt auf einem Motor und mit Vorsegel war langsam und nicht innerhalb der Spritreserven möglich
- Die dann beschlossene Aktion, das Hauptsegel doch aufzuziehen ging nicht ohne Gefährdung von Material und Menschenleben
- Die schwierige Hafeneinfahrt von Port Ghalib (ohne Karten!) wurde durch kaputte und nicht sichtbare Marker noch zusätzlich interessant. Gleichzeitig stelle man fest, dass der Bordfunk nicht funktionierte aber heutzutage kann man den Hafenlotsen auch per Handy anrufen.
Alles in allem ein gelungener Trip. Heute geht es im Auto zurück nach El Gouna.
Das war ja abentuerlicher und gefährlicher als das fliegen 😉 warum sollte man auch ein Segel im sicheren hafen reapieren wenn man es doch viel besser auf offener See kann!
@ Björn, weils mehr Spass macht? Lol.